Normalerweise laufe ich ziemlich sportlich und ziemlich leger durch Berlin. Heute sehe ich aus, als hätte ich ein Vorstellungsgespräch bei einer Bank. Und irgendwie stimmt das auch. Allerdings brauche ich keinen Job, sondern Geld. In meiner Wahrnehmung gibt es das nur, wenn man auch entsprechend gekleidet ist. Also stehe ich mit meinem schönsten Wintermantel und den saubersten (Sport-) Schuhen, die ich finden konnte, vor der Bankfiliale. Ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet.

Die Entscheidung: Bankkredit als beste Lösung für nookees

Seit Monaten beschäftige ich mich mit dem Gedanken über externes Kapital. Anfänglich hatte ich nookees komplett gebootstrapped; mir hier und da mal kleinere Beträge bei Friends & Family geliehen, allerdings auch schnell gemerkt, dass damit keine großen Sprünge möglich sind. Doch von wem soll das Geld kommen? Investoren? Das magische Wort in der Berliner Start-up Szene mit dem anscheinend viel Geld aber auch viel Anhang verbunden ist. Nach einigen Telefonaten mit einigen von ihnen wird mir schnell klar, das fühlt sich weder für mich noch für mein Unternehmen richtig an. Das Feedback geht immer in die ähnliche Richtung: Schon so weit alleine gekommen; starke Values, die vielleicht ein bisschen tricky sein könnten; wenn man erstmal drin ist in dem Kreislauf, kommt man nicht mehr zurück… Kurz gesagt: Investoren fallen raus. Zumindest zum jetzigen Stand der Dinge.

Bleibt also die Bank. Aber als single Gründerin, single Mom und single Visionärin? Wer springt hier mit auf, wenn zwar die Mission riesig, aber die Sicherheiten eher klein sind?

Vorbereitung, Präsentation, Erfolg: Der Weg zum Bankkredit

Wochenlang arbeite ich gemeinsam mit smartaxxess die verschiedenen Checklisten durch, kalkuliere Kosten, Einnahmen, Liquidität, beantworte Fragen zur Absicherung und definiere Produktions- und Vertriebsprozesse. Wirtschaftlich durchleuchten wir nookees einmal komplett, bis wir gemeinsam zu der Erkenntnis kommen, dass ein Bankkredit die beste Lösung ist, dass Summe X mir hilft zu wachsen und dennoch nachts ruhig schlafen zu können. Ich bin ready, für das mittel große Geld und den dazugehörigen ziemlich großen Auftritt.

Erfolgreiche Präsentation: Glaube an dieselbe Sache

Der Stuhl auf dem ich sitze ist schwarz, der dazugehörige Tisch gläsern. Eine Präsentation über die finanzielle Lage und finanziellen Aussichten meines Unternehmens wird an die Wand geworfen. Etliche Fragen dazu fliegen in meine Richtung. Die ersten Minuten schwitze ich so sehr, als hätte ich meinen schönsten Wintermantel noch an. Und dann macht es klick: Meine Gegenüber sind begeistert sowohl von meinen Ideen als auch meinen Zahlen, dank der Vorbereitung, Analysen und Auswertungen über die Plattform smartaxxess. Sie verstehen den Sinn hinter nookees und welchen Unterschied ich damit bewirken möchte. Und sie sehen das wirtschaftliche Potential aus einer erstaunlich Start-Uperischen Sicht, die mich überrascht. In den ersten Sekunden dachte ich noch, hier müsste ich absolute Überzeugungsarbeit leisten und 90 Minuten eine Dauerwerbesendung für nookees laufen lassen; jetzt merke ich: wir glauben alle an dieselbe Sache. Die Ergebnisse der Konzept- und Finanzplanung sowie das Rating haben überzeugt.  Jetzt geht es nur noch darum, gemeinsam die nächsten Schritte für nookees zu gehen. Das Geld landet kurze Zeit später auf meinem Bankkonto und ich lege los.

Vom Bankgespräch zur informellen Netzwerkerweiterung

In Jogginghose und Trainingsjacke stehe ich vor einem Berliner Restaurant. Mittagszeit. Der Laden ist voll, doch meine Verabredung hat schon einen Platz für uns ergattert. Wir reden über Privates, Kinder, den nächsten Urlaub, das neue iPhone und am Ende über Geld. Genau das Geld, das vor ein paar Wochen auf meinem Bankkonto gelandet ist. Durch genau die Personen, die mir jetzt hier gegenüber sitzen. Wir stehen seitdem im stetigen Kontakt, sitzen hin und wieder um legere Bistro- anstatt gläserne Banktische und werfen gemeinsame Ideen in den Raum. nookees und meine Mission dahinter verbindet. Das merke ich immer wieder. Und ich bin dankbar, dass ich mein Konto nicht nur um Geld, sondern auch mein Netzwerk um wundervolle Menschen aus einer mir eigentlich so fremden Welt erweitern konnte. Mittlerweile sogar ziemlich sportlich und ziemlich leger in Berlin.

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Janina Breitling: Mutter, Journalistin, Weltenbummlerin, Autorin, CEO & Gründerin von nookees.

2019 macht sie Schluss mit Periodenprodukten voller Plastik und falscher Versprechen. Aus dem Impuls einer unzufriedenen Kundin, entwickelt sie eine völlig neue Technologie – und gründet ihr eigenes StartUp. In Kooperation mit der Toni Garrn Foundation und Viva con Agua setzt sich Janina mit ihrer nookees Foundation gegen Periodenarmut in Entwicklungsländern ein und spendet für jedes verkaufte Produkt an Menschen, die sich sonst keine Menstruationsprodukte leisten könnten. Sie lebt mit ihrem Sohn in Berlin und Kapstadt. Mehr Infos unter www.nookees.com