Ich sitze vor meinen Rechner und bin völlig erschöpft. Der ganze Tag ist ein komplettes Desaster, und ich hangel mich von einer Katastrophe zur nächsten. Zwischendurch eine E-Mail nach der anderen und auf meinem Telefon unzähligen Benachrichtigungen. Kurz: Ein völlig normaler Tag als Unternehmerin. Vor ein paar Jahren hatte eine befreundete Gründerin mir mal mit auf den Weg gegeben, dass das Wichtigste im Unternehmertum das Mindest sei. Fand ich seltsam. Heute macht es Sinn.

Hinter dem Alltagschaos: Eine große Vision

Es gibt sie manchmal, die Momente, an denen ich mich frage, warum mache ich das Ganze eigentlich? Wäre es nicht viel leichter mich wieder irgendwo fest anstellen zu lassen, monatlich mein Gehalt zu bekommen, die Hälfte der Krankenversicherung wäre inklusive und mein Stress Level auf Minimum. Interessanterweise sind diese Momente ziemlich kurz. Fast nur einen Bruchteil einer Sekunde, und das liegt an ziemlich langer und intensiver Arbeit. Nicht an meinem Unternehmen, sondern an mir selbst.

Die Realität des Start-up-Lebens

Würde ich mich täglich daran festhalten, wie viel Geld bereits in nookees steckt, wie wenig bis jetzt davon zurückgekommen ist. Was für ein Druck auf mir lastet, welche Erwartungen mir entgegengebracht werden. Nicht nur von anderen, sondern am meisten von mir selbst. Würde ich all diese Zahlen und Fakten mir täglich vor Augen halten, ich würde durchdrehen. Zurecht

Denn realistisch betrachtet ist ein Start-up in den ersten Monaten bis Jahren eine mittelschwere Katastrophe, zumindest was die Zahlen angeht. Die habe ich zwar immer im Hinterkopf und kann sie jederzeit abrufen, aber sie stehen nicht im Vordergrund. Diese hinterfragt mein Berater regelmäßig, warnt mich rechtzeitig und hat immer wertvolle Empfehlungen, wie ich diese Dinge handhaben sollte.

Im Vordergrund steht meine große Vision. Mein Warum. Meine Mission. Mein Willen, etwas zu bewegen. Herausforderung anzugehen und zu lösen. Einen Impact zu haben. Etwas Großes zu erschaffen.

Die Magie des Unternehmertums entdecken

Klingt kitschig, ist es aber nicht. Sondern unfassbar wichtig. Überlebenswichtig in der Business Welt. Denn hier kommt der Unterschied, der die meisten Gründer vereint: Jeden Tag aufs Neue dranbleiben. Jeden Tag aufs Neue an den Erfolg glauben. Ihn sich bereits vorstellen, ihn schon fühlen können. Immer weit nach vorne schauen, und das große Ziel vor Augen sehen. Nicht den steinigen Weg. Das macht am Ende den Unterschied und bringt im Prozess den Spaß. Die Motivation. Die Leidenschaft.

Die Energie morgens bereits die E-Mails zu checken, während der Rest im Haus noch schläft. Auch am Wochenende über das Unternehmen nachzudenken. Immer ein kleines Büchlein dabei zu haben, um jederzeit neue Ideen aufschreiben zu können. Bis spät in die Nacht die nächsten Schritte zu überlegen. Die Gedanken an das Business bis ans andere Ende der Welt mitzunehmen. Klingt verrückt? Klingt obsessiv?

Darüber lässt sich diskutieren. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht darf hier einfach die Perspektive gewechselt werden. Der Zauber im Ganzen gesehen werden. Wie unfassbar magisch ist es bitte, jeden Tag für Etwas aufzustehen, an das ich wirklich glaube? In das ich all meine Energie stecken möchte? Für das ich so viel gebe, und am Ende vielleicht nicht sofort, aber doch immer irgendwie das Doppelte zurückbekomme?

Der Moment des Glücks

Noch ein letztes Mal für diesen Tag klappe ich meinen Laptop auf; zwischen Abwasch und Kind ins Bett bringen ein schneller letzter Check. Eine ziemlich emotionale E-Mail einer ziemlich begeisterten nookees Kundin flattert als Abschluss meines Tages in mein Postfach. Wie sehr mein Produkt ihr Leben verändert hat. Wie sehr meine Mission den Alltag von so vielen anderen positiv beeinflusst. Wie dankbar sie für meine Energie und meine Brand ist.

Die Kraft des Mindsets in der Zukunft

Ich sitze vor dem Rechner und bin völlig gerührt. Der ganze Tag war ein komplettes Desaster, doch jetzt macht er wieder Sinn. Kein festes Gehalt, keine Übernahme der Hälfte der Krankenkasse kann diesen Moment ersetzen. Dieses maximale Level an Glücksgefühlen ist einzigartig und ist für diejenigen reserviert, die nicht nur gestresst auf das Heute, sondern Dank des richtigen Mindsets mit Bauchkribbeln auf die Zukunft blicken können.

———-
Janina Breitling: Mutter, Journalistin, Weltenbummlerin, Autorin, CEO & Gründerin von nookees.
2019 macht sie Schluss mit Periodenprodukten voller Plastik und falscher Versprechen. Aus dem Impuls einer unzufriedenen Kundin, entwickelt sie eine völlig neue Technologie – und gründet ihr eigenes StartUp. In Kooperation mit der Toni Garrn Foundation und Viva con Agua setzt sich Janina mit ihrer nookees Foundation gegen Periodenarmut in Entwicklungsländern ein und spendet für jedes verkaufte Produkt an Menschen, die sich sonst keine Menstruationsprodukte leisten könnten. Sie lebt mit ihrem Sohn in Berlin und Kapstadt. Mehr Infos unter www.nookees.com